Die KG Dilldappen und ihre Geschichte

 

Die Anfänge der karnevalistischen Tätigkeiten in Morbach gehen nachweislich bis auf die Jahrhundertwende um 1900 zurück, liegen jedoch vermutlich bereits im vorherigen Jahrhundert. Als ältestes vorhandenes Dokument befindet sich ein handgeschriebenes Liederbuch zur Kappensitzung am »Fetten Donnerstag« dem 22 Februar 1900 im Besitz der KG Dilldappen. Veranstaltet wurde diese Kappensitzung vom Raucherclub »Lang Peif«, initiiert von einem Herrn Treib. Außerdem sind bebilderte Beschreibungen der Rosenmontagsumzüge von 1903, 1904 und 1905 vorhanden. Diese schönen Dokumente des frühen Morbacher Karnevals wurden von dem aus Morbach stammenden Maler Wilhelm Terwei geschaffen, von dessen Hand es auch noch weitere Karnevalsmotive gibt. Es ist anzunehmen das der 1. Weltkrieg das karnevalistische Treiben in Morbach zum Erliegen brachte. Weitere Unterlagen oder Erinnerungen aus dieser Zeit sind jedoch leider nicht vorhanden.

 

Erst im Jahre 1924, als einige Morbacher Honoratioren anlässlich eines Kegelausfluges den Entschluss fassten, den Karnevalsgedanken wieder aufleben zu lassen, waren wieder Aktivitäten in karnevalistischer Richtung festzustellen. Dieser Kegelausflug wurde die Geburtsstunde der »Dicke Donnerstagsgesellschaft«, die sich den Namen »Dilldap­pen« gab.

Der Name »Dilldappen« stammt von einem kuriosen, sehr scheuen, Fabeltier das in den Wäldern des Hochwaldes beheimatet ist. Einzelnen, vagen Sichtungen, zufolge gleicht der Dilldapp einer Kreuzung aus Ziegenbock, Schaf und einem kräftigen Schuss Mondkalb. Die Spezies ist ausgestattet mit kräftigen Hörnern, einem dreigeteilten Schwanz und Schwimmhäuten zwischen den Zehen, weshalb die zweifelsfreie Zuordnung zu den Paarhufern biologisch nicht korrekt erscheint.

Als Schlachtruf der »Dilldappen« wurde der Ausdruck »Allemol« ausgewählt. Dies ist ein mundartlicher Ausdruck aus der Region Morbach und bedeutet so viel wie »selbst-verständlich« oder »auf jeden Fall«. Mit dem Zusatz »Ei« wird aus »Allemol«

»Ei Allemol«, was aus bloßer Zustimmung ein Postulat macht, unumstößlich und in Stein gemeißelt.

 

Erster Präsident der Dilldappen war der Herr Martin Kipfer. Dem Elferrat gehörten an, die ehrenwerten Herren (stehend v.l.n.r.) Christof Schuster, Peter Wilbert, Felix Flesch, Adolf König, Karl Peters, Heinrich Catrein, (sitzend v.l.n.r.) Dr. Karl Decker, Hermann Humpert, Martin Kipfer, Nikolaus Klein und Willi Franken.

Das erste öffentliche Auftreten war am »Fetten Donnerstag« 1926. Zu dieser Zeit war die Hauptveranstaltung nicht, wie heute üblich eine Kappensitzung, die Dilldappen organisierten einen Dicke-Donnerstag-Ball. Da Tanzveranstaltungen oder ähnliches durch die damalige französische Besatzungsbehörde nur in geschlossenen Gesellschaften zugelassen wurden, musste sich jeder geneigte Interessent in eine Teil­nahmeliste eintragen um an dieser Veranstaltung teilzunehmen zu dürfen.

 

Da in weitem Umkreis keine ähnliche Veranstaltung stattfand, stellten sich Gäste aus Trier, Idar-Oberstein, Bernkastel-Kues und vielen anderen Orten ein. Das führte dazu, dass der Dicke-Donnerstags-Ball früher auch »Ball der Nationen« genannt wurde. Schon damals kostete der Eintritt stattliche 3,- Reichsmark pro Person. Aus den Kassenüber- schüssen wurden ärmere Familien unterstützt und/oder Kommunionkinder eingekleidet. Es existieren noch Listen die belegen dass Kinder ärmerer Familien mit Kommunionskleidern ausgestattet oder eine Spende an eine ebensolche Familie ausgegeben wurde.

 

Während in den Anfangsjahren der Dicke-Donnerstags-Ball die Hauptveranstaltung war, kamen im Laufe der Jahre auch Büttenreden hinzu. Hin und wieder wurden auch Fastnachtsumzüge veranstaltet. Uns bekannt wurde noch am 29.01.1939 eine Kappensitzung im Saale des Hochwaldhof veranstaltet, der Eintritt kostete stattliche 75 Pfennig. Der 2. Krieg brachte verständlicherweise auch die karnevalistischen Tätig­keiten zum Erliegen.

Jedoch im Jahre 1949 wurde wieder zum Sammeln gebla­sen, und schon am Dicken Donnerstag 1950 hatte sich wieder ein neuer Elferrat gebildet. Präsident wurde Herr Joachim Gassmann. Dem Elferrat gehörten an, die ehrenwerten Herren (stehend v.l.n.r.) Peter Kramp, Leo Minneback, Ferdi Klingler, Heinz Schweigerer, Peter Decker, Heinrich Schlaupitz, (sitzend v.l.n.r.) Josef Urig, Dr. Franz Fretz, Ferdi Bindges (Kanzler), Theo Hasse und Erich Böttcher.

Die Gesellschaft bestand in der Haupt­sache nur aus dem Elferrat, einer gesunden Mischung jüngerer und älterer Herren. Es wurde dann bald eine Tanzmädchen-Gruppe aufgestellt und mit Husa­ren-Uniformen in den Vereinsfarben rot/weiß ausgerüstet.

Der Präsident Joachim Gassmann führte die Dilldappen bis zum Jahre 1964.

 

1964 übernahm Heinz Schweigerer als Nachfolger das Präsidentenamt von Joachim Gassmann. Es wurden für den Elferrat Uniformjacken angeschafft und die Funkengarde erhielt schmucke Tanzmariechen-Kostüme.

Die Gesellschaft geriet in den späten 60ern dann in eine Krise, als viele der älteren Mitglieder die karneva­listischen Tätigkeiten einstellten. In den Wirren dieser Zeit verschwand auch die Chronik der Gesellschaft, welche von dem ehemaligen Protokollarius Willi Franken in Handarbeit erstellt und geführt wurde und mit vielen Bildern ausgeschmückt war. Aus diesem Grunde ist dem heutigen Elferrat nicht viel über die damaligen Aktivitäten bekannt. Erst in den späten 80er Jahren ist diese Chronik, dank des Einsatzes von Kurt Weyand-Besteher, wieder aufgetaucht. Der Tiefpunkt war erreicht, als vor Beginn der Session der Elferrat noch aus 5 Mann bestand.

 

Dank der Nachbarschaftshilfe der befreundeten Vereine aus Neumagen und Lieser konnte jedoch die Kappensitzung bei »Vollem Haus« stattfinden. Diese gelungene Gemeinschafts-sitzung war ein gutes Omen, denn bei Beginn der nächsten Session hatte sich wieder ein Elferrat aus guten Nachwuchs-Dilldappen gebildet.

 

Unter Heinz Schweigerer wurde jedem Morbacher, der dazu befähigt war, die Möglichkeit gegeben, sich in der Bütt zu bewähren. Bis zu diesem Zeitpunkt war dies ein Privileg das nur Mitgliedern des Elferrates vorbehalten war. Dies war eine wichtige Weichenstellung, denn auf diese Weise wurde so mancher Nachwuchs-Dilldapp gewon­nen und es ging nun mit der Gesellschaft stetig bergauf. Präsident Heinz Schweigerer nahm die 5 x 11 jährige Jubiläumssession zum Anlass, sein Amt 1980 in die Hände von Kurt Weyand-Besteher zu übergeben.

Im Jahre 1982 erfolgte die Umbenennung der »Dicke Donnerstagsgesellschaft« in die »Karnevals-Gesellschaft Dilldappen 1924 eV« und Eintragung in das Vereinsregister des Amtsgerichts. Der früher so berühmte Dicke-Donnerstags-Ball hatte sich mittlerweile zu einem Zusatzgeschäft entwickelt und wurde abgeschafft. Die Leitung der Funkengarde hatte in den 80er und teilweise auch den 90er Jahren die Funkenmutter Irmtraud Stadtfeld. Unsere Funkengarde hat bereits zu diesem Zeitpunkt bei vielen Gelegenheiten durch ihre tänzerischen Darbietungen und ihr fesches und ansehnliches Auftreten den guten Ruf der Dilldappen weiter verbessert.

 

Kurt Weyand-Besteher führte die KG Dilldappen 25 Jahre bis zum Jahre 2005. Unter seiner Führung verließen die Dilldappen im Jahre 1994 Ihr „Stammhaus“, den Saal Später, und zogen mit den Kappensitzungen in die große Baldenau Halle um. Dort wurden, vor bis zu 650 Zuschauern, die Sitzungen bis zum Jahre 2000 durchgeführt.

Man entschied sich die Sitzung in den kleinere Baldenau Halle zu verlegen und anstatt einer großen Sitzung, zwei kleinere auszuführen.

Rainer Kurz übernahm nach der Session 2005 das Präsidentenamt. Unter seiner Amtszeit gab es einen zweiten Präsidenten, den Sitzungspräsidenten. Dieses Amt wird seit dem von Thomas Alberts und dessen Stellvertreter Thomas Jakobs ausgefüllt.

Rainer Kurz führte die Dilldappen bis zum Frühjahr 2010.

 

Der sehr geschätze Präsident Rainer Kurz übergab die Führung an unseren Hinnerwäller Frank Retzler, der zuerst die kommissarische Präsidentschaft inne hatte und seit 15 April 2011 als rechtmäßig gewählter Präsident die Dilldappen führt.

Die Höhepunkte in der närrischen Zeit sind die Kappensitzungen, in welchen nach alter Morbacher Tradition sauberer Karneval geboten wird. Die örtlichen Honoratioren werden gegebenenfalls ordentlich auf die Schippe genommen und bei der Glossierung des Dorfgeschehens wird kein Blatt vor den Mund genommen wird.

 

Für die Senioren wurde erstmals 19xx eine Gemeinschaftssitzung der Dilldappen, des Musikvereins und des Gesangvereins durchgeführt. Die anfangs erfolgreiche Seniorensitzung musste leider im Jahre 1992 wegen mangelndem Interesse eingestellt  werden

 

Die KG Dilldappen entschlossen sich erstmals im Jahr 1992 eine Kinderkappensitzung durchgeführt. Die Leitung dieser Veranstaltung wurde unseren Mitgliedern Hermann Thees, Rainer Kurz und Irmtraut Stadtfeld übertragen, die mit großer Hingabe und viel Arbeit diese Sitzung zu einer erfolgreichen und beliebten Veranstaltung ausbauten. Die Leitung der Kinderkappensitzung ging 19xx in die Hände von Klaus Schäfer und Franz Decker über, die wiederum die Leitung 2004 an Jürgen und Ulrike Schmidt übergaben.

Seit dem Jahre 2009 zeichnen Matthias und Bianca Alberts verantwortlich für die Morbacher Kinder- und Jugendkarnevals Sitzung.

Die Kinder- und Jugendkarnevalskappensitzung ist auch heute noch fester und wichtiger Bestandteil der jährlichen Planung der KG Dilldappen. Die Dilldappen sehen die Förderung des karnevalistischen Brauchtums, speziell bei Kindern und Jugendlichen, als ein vorrangiges Ziel um die Tradition des Karnevals an die Jugend weiterzugeben. 

 

Der Abschluss jeder Session ist der traditionelle Rosenmontagsumzug.

Bei diesem Umzug, aber auch in den närrischen Sitzungen, können sich die Dilldappen alljährlich über eine außerordentlich gute Beteiligung der einzelnen Ortsbezirke erfreuen, wofür sich die K.G Dilldappen sehr herzlich bedanken. Wir hoffen dass dies auch in Zukunft so bleiben wird. Eine Steigerung der Zusammenarbeit/Kooperation der einzelnen Ortsbezirke untereinander, um mit dem Wandel der Zeit schritthalten zu können, sollte ein gemeinsames Ziel für die Zukunft sein.

 

Es kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass die Darbietungen der Dilldappen eine gute Resonanz in der Bevölkerung finden, dies wird durch den guten Besuch der Kappensitzungen und die rege Beteiligung am Rosenmontagszug in den letzten Jahren bestätigt.

 

(Der Text wurde größtenteils recherchiert von Kurt Weyand-Besteher)